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Wer wir sind

Von mittags bis abends, jeden Tag aufs Neue, sind wir seit 1981 ein zweites Zuhause für rund 300 Kinder und Jugendliche täglich im Driescher Hof.

Wir betreuen, begleiten und fördern junge Menschen, nehmen uns Zeit für sie und bauen eine persönliche Beziehung zu ihnen auf. Wir helfen Jugendlichen beim Erwachsenwerden und beraten auch ihre Eltern und Familien. Wir richten uns mit Bildungs-, Freizeit- und Hilfsangeboten an die große Altersspanne von 6- bis 27 Jahren und setzen diese im Rahmen von offener Kinder- und Jugendarbeit sowie an zwei Offenen Ganztagsschulen (OGS) um.

D-Hof steht für unseren bunten Stadtteil Driescher Hof, mit dem wir uns verbunden fühlen.

Wir sind uns der sozialen Ungleichheit in unserer Gesellschaft und der verschiedenen Ausprägungen von Armut in unserem Sozialraum bewusst. Nahezu jedes zweite Kind wächst hier in Armut auf.
Durch unsere Angebote ermöglichen wir gesellschaftliche Teilhabe und fördern Resilienz nachhaltig. Wir begegnen unseren Kindern, Jugendlichen und ihren Familien mit der Haltung: „Ihr seid wertvoll!“

Träger des D-Hof ist der Verein Kinder- und Jugendhilfe Driescher Hof e.V.

 

Was uns seit dem Frühjahr 2020 beschäftigt und was wir tun

Die Sorge um das Wohl der Kinder, Jugendlichen und deren Familien bei uns im Driescher Hof, vor allem um die, die es auch schon vor der Corona-Krise schwer hatten, beschäftigt uns sehr.

Durch die Schließung von Kitas, Schulen, Ganztagsbetreuung und Kinder-/Jugendeinrichtungen sind im Lockdown seit Mitte März 2020 für junge Menschen existentielle Strukturen weggebrochen: Sie betreffen Ernährung, Bildung und Betreuung, gesellschaftliche Teilhabe.

Auch die schrittweise Öffnung von Schulen, Kitas, Kinder-/Jugendeinrichtungen änderte an dieser Situation zunächst nur sehr wenig.

Wie so viele andere Kinder- und Jugendeinrichtungen, haben auch wir unsere Arbeit unter Corona-Bedingungen deshalb neu erfunden.

Oberstes Ziel aller Bemühungen: Mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien in Kontakt und Beziehung bleiben und vor allem diejenigen unterstützen, die es besonders hart trifft aufgrund ihrer Armutssituation.

 

Dabei beschreiten wir sehr unterschiedliche Wege – analog und digital:

  • Motto: „D-Hof gegen Langeweile“:
    Rund 12 Wochen haben wir täglich selbstgestaltetes Spiel-/ Bastel-/ Lesematerial bei uns vor der Offenen Tür D-Hof für Kinder ausgelegt und dort zusätzliche Spiel- und Bücherspenden
  • Jeden Tag stellt unser „Social Media-Team bei Facebook und Instagram Neues für unsere Kinder und Familien online. Dazu gehören selbstgedrehte Kreativ-Tutorials, Tanzvideos, Bastelvorlagen, Notfallnummern, Rätsel, Rezepte, Kochanleitungen
  • Seit Corona haben wir einen eigenen YouTube-Kanal
  • Rund um unser Haus haben wir seit der Schließung die Beete frühjahrsfit gemacht und mit Blumen in diversen Töpfen ein bisschen Farbe in den Stadtteil gebracht.
  • Gut sichtbar im Stadtteil haben wir Informationen rund um das Thema Corona-Virus sowie Notfallnummern Während des Lockdowns waren wir für Notfälle über eine Handynummer auch am Wochenende und im Abend erreichbar.
  • Da die wöchentliche Lebensmittelausgabe für Bedürftige im Stadtteil vorübergehend von den Verantwortlichen eingestellt werden musste, haben wir uns vier Monate darum gekümmert.
  • Über viele Monate haben wir unsere Teenies und Jugendlichen täglich in einem Videochat getroffen. Auch dort gibt es diverse Mitmachaktionen.

 

Über all diese Angebote haben wir Ende April einen kleinen Film gedreht:

  • Seit November 2020 haben wir den Großteil unserer Angebote als „To Go-Version“ für Zuhause aufbereitet: Kinder und Teenies können sich jeden Tag Aktions-Tüten aus den Bereichen Kreativität, Backen, Rätseln, Basteln sowie Natur bei uns abholen. Entweder sind zusätzlich zum Material Anleitungen beigelegt oder ein kleiner Film, veröffentlicht über Instagram, Facebook und Youtube, führt Schritt für Schritt durch die Umsetzung.
  • Erstmalig gibt es einen digitalen Adventskalender, an dem sich zahlreiche Mitarbeiter*innen mit Angeboten beteiligen.
  • Da es dieses Jahr keine Weihnachtsfeier im klassischen Sinne geben kann, gibt es auch diese zum Abholen, im Garten der OT und verpackt in eine weihnachtliche Tüte. Der Inhalt der Tüte: ein Brief an die Kinder und Eltern, ein Keksrezept + 2 Ausstecher, das druckfrische eigene D-Hof-Kochbuch + eine passende Kochschürze, ein kleines Buch und ein kleines Gesellschaftsspiel, etwas zum Basteln und Rätseln, ein Flyer mit Notfallnummern, falls der Druck in den Ferien in den Familien zu groß wird (inkl. einer Handynummer von uns für Notfälle), gestiftete Süßigkeiten von Firmen aus Aachen sowie Mandarinen.

 

D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus! – Ein erfolgreiches pädagogisches Gesundheits- und Beziehungsangebot in Zeiten von Corona stellt sich vor                      

Wie es zu der Projektidee mit den Kochtüten kam

Im Quartier Driescher Hof mit einer Kinderarmutsquote von 43 % ist während des Lockdowns und auch in der anschließenden schrittweisen Wiederöffnung nicht nur die höchst wichtige Versorgungsstruktur mit einem Frühstück und warmen Mittagessen in Kitas und Offenen Ganztagsschulen weggefallen, sondern auch die täglichen Kochkurse, frisches Obst und Gemüse und das tägliche Abendbrot in unserer Offenen Tür D-Hof.

Der Großteil der Familien kann diesen Wegfall nicht aus dem Hartz IV-Regelsatz kompensieren. Da es keine dringend notwendige strukturelle Lösung gab, haben wir ein Angebot entwickelt, bei dem Kinder und Jugendliche pädagogisch angeleitet zu Hause aus gesunden Zutaten eine leckere Mahlzeit zubereiten konnten.

In der aktuellen Krise zeigt sich deutlich, wie sehr sich die Lebenssituation zahlreicher Kinder und Jugendlichen, die im Driescher Hof aufwachsen, von der Situation Gleichaltriger unterscheidet, die nicht in Armut groß werden, die in einem Haus oder einer großen Wohnung leben, im Garten spielen, über einen Computer fürs „homeschooling“ verfügen, Eltern haben, die sie dabei unterstützen können, …

Weitere Infos:

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-krise-kinder-armut-hartz-4-100.html

https://www.iss-ffm.de/aktuelles/corona-chronik-gruppenbild-ohne-arme-kinder-eine-streitschrift

 

Das Kochtüten-Projekt D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus!“

Seit rund sechs Jahren liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit auf der Gesundheitsförderung junger Menschen im Stadtteil. „Let´s move“ heißt das Projekt und dazu gehören tägliche Angebote in den Bereichen gesunde Ernährung, Bewegung, naturnahe Angebote im eigenen Garten, Entspannung sowie Umweltschutz/Nachhaltigkeit.

Ein täglich frischer Obst- und Gemüsekorb, regelmäßige Kochkurse, Abendbrot – kurzum gemeinsames Kochen, überwiegend mit Zutaten aus unseren eigenen Gärten, und das gemeinsame Essen in unserer Offenen Tür D-Hof ist in Corona-Zeiten nur sehr eingeschränkt möglich.

Deshalb haben wir als weiteres Angebotsformat „D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus!“ entwickelt und sind am 20. April 2020 damit gestartet:

  • Kinder und Jugendliche konnten sich bis zum Ende der Sommerferien täglich bei uns im Garten der Offenen Tür D-Hof eine „Kochtüte“ abholen.
  • Diese enthielt ein täglich neues gesundes vegetarisches Rezept, das kindgerecht von den pädagogischen Mitarbeiter*innen aufbereitet wurde + die erforderlichen Zutaten.
  • Die Rezepte wurden täglich über Social Media veröffentlicht
  • Die Zubereitung der Mahlzeiten erfolgte dann Zuhause in den Familien, die eingeladen waren, Fotos oder Rezeptvariationen über Facebook/ Instagram zu teilen.
  • Aus diesen Photos wurden Photocollagen erstellt, die wiederum am nächsten Tag via Social Media veröffentlicht wurden
  • Schrittweise wurden weitere partizipative Elemente in das Konzept integriert: so wurden z.B. Kinder/Jugendliche nach ihrer Meinung gefragt, welches Rezept sie sich noch einmal wünschten oder Familien aufgefordert, ihr Lieblingsrezept für die Kochtüten vorzuschlagen.
  • An verschiedenen Tagen leitete eine Oecotrophologin und Mitarbeiterin des D-Hofs im Rahmen eines Kochkurses über den Live Chat bei Instagram die Kinder und Jugendlichen bei der Zubereitung des Tages-Rezeptes an. Verschiedene Kochtutorials sind inzwischen so entstanden und über den eigenen YouTube-Kanal

In 16 Wochen haben wir so insgesamt 5600 Kochtüten an Kinder und Jugendliche auf unserem Gelände im Driescher Hof verteilt!

 

Was dafür im Hintergrund der „Kochtüten“ getan werden musste:

  • Fundraising & Öffentlichkeitsarbeit zur Finanzierung der Kochtüten, die im Durchschnitt 7,50 € je Stück gekostet haben
  • Tragfähige Kooperationen schließen / Bestellungen tätigen / Lagermöglichkeiten schaffen
  • Recherche und kindgerechte Aufbereitung von Rezepten
  • Hygienisches Packen der Kochtüten
  • Social Media
  • Vorbereitung des Geländes für die Ausgabe der Kochtüten
  • Die eigentliche Ausgabe der Kochtüten unter Berücksichtigung der aktuellen CoronaSchVo

Mit dem nachfolgenden selbst gedrehten Film wollten wir einen Blick hinter die Kulissen von „D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus“ ermöglichen:

 

Wie die „Kochtüten-Aktion“ wirkt:

  • Innerhalb der ersten Woche mussten wir die Stückzahl der Kochtüten fast verdoppeln auf täglich 60. Aufgrund des großen Bedarfes ist die Stückzahl seit der zweiten Woche von „D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus!“ auf meist 85 Kochtüten täglich erhöht worden.
  • Verbunden mit der Abholung der Tüten war immer – natürlich unter Wahrung des gebotenen Abstandes – Zeit für ein Gespräch im Garten, das die Kinder und Familien entlastete und allen guttat. Daraus ergaben sich z.T. Beratungsbedarfe, die entweder weiter vermittelt wurden oder für die eine Lösung vor Ort gefunden wurde.
  • Die Kinder waren sehr stolz, dass sie alleine kochen durften. Und die Eltern ganz begeistert, welche Kompetenzen ihre Kinder im Bereich der gesunden Ernährung und Zubereitung bereits vorher in den D-Hof-Kochkursen erworben hatten.
  • Die Kochtüten sorgten für eine sinnvolle Beschäftigung und eine geregelte Tagesstruktur, vermittelten Kompetenzen und brachten die verschiedenen Familienmitglieder miteinander ins Gespräch.
  • Nicht zuletzt schmeckte allen die gesunde bunte Küche!
  • Die Familien meldeten regelmäßig zurück, wie wichtig dieses Angebot war, schickten zahlreiche Fotos von den zubereiteten Speisen und richteten persönlich oder über Social Media ihren Dank aus.

 

Eine kleine Auswahl an O-Tönen:

  • ,,Auch heute hat mein Sohn es ganz alleine gemacht! Wer weiß vlt wird er mal ein Star Koch“ (Kartoffeln mit Kräuter-Knoblauch-Dip)
  • ,,Chantal hat die alleine gemacht und war mega stolz“ (Vegetarische Lasagne)
  • ,,Die ist schon sehr lecker! Wir als Eltern können euch nicht genug danken, denn auch mit dem Essen ist es ja oft so ´ne Sache ! Vielen lieben Dank !“ (Brokkoli-Cremesuppe)
  • „War sehr lecker, das Rezept werden wir recyceln…!“ (Vegetarischer Nudelsalat)
  • ,,Ihr inspiriert Lion Jedes Mal verwöhnt er mich“ (Pfannensandwich)
  • „Ich freu mich dass wir langsam mit euch vom Fleisch wegkommen, nicht ganz aber deutlich weniger wird nach Fleisch verlangt :D“ (Gefüllte vegetarische Paprika)
  • „Vielen lieben Dank wieder mal für die tolle Kochtüte. Meine Jungs sind schon fleißig.“ (Spaghetti mit Tomatensoße)
  • „Wollte Mal ein großes Lob aussprechen, ich finde es echt Klasse was ihr alles für die Kids+Familien macht!“ (Pfannkuchen)

 

Und noch eine weitere, sogar unbeabsichtigte Wirkung erzielten die Kochtüten: Viele Menschen als Privatpersonen, in Stiftungen, politischer Verantwortung, Organisationen, … bekamen über „D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus!“ ein sehr lebendiges Bild von Offener Kinder- und Jugendarbeit und der zentralen Bedeutung einer Offenen Tür im Leben junger Menschen in unserem Sozialraum. Wir haben sehr viel Unterstützung von unterschiedlichsten Seiten erfahren und über großzügige Spenden und Projektzuschüsse die Finanzierung sicherstellen können. Diese große Hilfsbereitschaft hat uns sehr gerührt und uns durch schwierige Momente getragen.

An einer kleinen Fragebogen-Aktion zum Ende der Sommerferien beteiligten sich 55 Familien. Davon gaben 39 an, dass Eltern und Kinder gemeinsam gekocht haben, in je 8 Familien haben entweder die Kinder oder die Erwachsenen alleine gekocht.
Die Frage „Was hat euch besonders gut an den Kochtüten gefallen?“ wurde wie folgt beantwortet:

  • „Das Kochen hat Spaß gemacht“ (50 Familien)
  • „Es war sehr lecker“ (44 Familien)
  • „Die Abwechslung“ (39 Familien)
  • „die vielen gesunden Zutaten“ (37 Familien)
  • „mein Kind hat viel übers Kochen gelernt“ (30 Familien)
  • „wir haben neue Rezepte kennen gelernt“ (30 Familien)
  • „dass die Kochtüten uns finanziell geholfen haben“ (29 Familien)
  • „die sinnvolle Beschäftigung vor allem während der Schulschließung“ (27 Familien)
  • „dass alle Rezepte ohne Fleisch waren“ (20 Familien)

Unser Fazit: „D-Hof für Zuhause-Kocht das Beste draus!“ als pädagogisches Gesundheits- und Beziehungsangebot kommt sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Eltern richtig gut an, entlastet die von Armut betroffenen Familien und entfaltet seine vielfältigen pädagogischen Wirkungen!

 

Nachschlag

Auch wenn es seit Mitte August nicht mehr täglich die Kochtüte gibt, so wollten wir uns trotzdem nicht ganz davon trennen. Denn schließlich erreichen wir dadurch zahlreiche Kinder und Jugendliche an einem Nachmittag und können uns so vergewissern, wie es ihnen geht. Deshalb verteilen wir seit dem Ende der Sommerferien immer donnerstags an 85 Kinder und Jugendliche unsere „Vitamintüte“ mit frischem Obst und Gemüse.

Die mehr als 60 leckeren vegetarischen Rezepte, die wir in den 16 Wochen in viele Familien gebracht haben, wollen wir zudem weiter nutzen und damit die Nachhaltigkeit von „D-Hof für Zuhause – Kocht das Beste draus!“ erhöhen. Deshalb haben wir in Kooperation mit einer Werbeagentur ein neues  Kochbuch erarbeitet, das auch Bilder von den Speisen unserer Familien enthalten wird.

 

Aachen, im Dezember 2020

 

Sandra Jansen

Leiterin D-Hof